Der „Mrówkowiec“ in Breslau (Wrocław) ist eines der markantesten Beispiele des Nachkriegsmodernismus in Polen. Dieser mächtige Wohnblock in der Drukarska-Straße 31–47 zieht seit über einem halben Jahrhundert mit seiner Größe und Form die Blicke auf sich – es ist das längste Wohngebäude der Stadt, oft als „Superjednostka von Breslau“ bezeichnet.
Auf einen Blick
- 📍 Standort: Drukarska-Straße 31–47, Breslau (Stadtteil Krzyki)
- 📏 Länge: 235 Meter – das längste Wohngebäude der Stadt
- 🏢 Stockwerke: 11 Etagen und 9 Treppenhäuser
- 🏠 Wohnungen: 801 Einheiten mit rund 2 500 Bewohnern
- 📅 Bauzeit: 1965 – 1967, Entwurf: Ing. Leszek Zdek
- 🏗️ Stil: Brutalismus / Sozialmodernismus, sogenannte „Superjednostka“
Geschichte und Entstehungsidee
In den 1960er-Jahren verfolgte Polen das ehrgeizige Programm „Eine Wohnung für jeden“. In diesem Geist entstand der Breslauer Mrówkowiec – ein Projekt, das Modernität, Funktionalität und maximale Wohndichte vereinte.
Autor des Entwurfs war Ingenieur Leszek Zdek. Der Bau begann 1965 auf dem Gelände ehemaliger Villenviertel, die im Krieg zerstört worden waren. 1967 zogen die ersten Bewohner ein, und das Gebäude wurde zu einem Symbol des Wiederaufbaus und zu einem der größten Wohnbauten der Region.
Architektur und Stil – die Breslauer „Superjednostka“
Der Mrówkowiec ist ein hervorragendes Beispiel für Brutalismus und Sozialmodernismus – einen rohen, geometrischen Stil, typisch für die 1960er-Jahre. Die Fassade besteht aus sich wiederholenden Modulen aus Fenstern und Balkonen; das Gebäude misst 235 Meter in der Länge und 15 Meter in der Breite.
Im Inneren befinden sich 801 Wohnungen unterschiedlicher Größe – von Einzimmerwohnungen bis zu Familienapartments. Im Erdgeschoss waren Läden und Dienstleistungspunkte untergebracht. Auf dem Dach befand sich ursprünglich eine kleine Sonnenterrasse – eine Mini-„Strandfläche“ für die Bewohner –, die jedoch nach einem Unfall geschlossen wurde.
Leben im Mrówkowiec
Heute leben im Mrówkowiec rund 2 500 Menschen – fast wie in einer kleinen Stadt. Die Hausgemeinschaft ist sehr aktiv, und die Bewohner nennen ihren Block liebevoll „eine Stadt unter einem Dach“. Auf den Balkonen hängt Wäsche, in den Fluren wird geplaudert – der Alltag erinnert bis heute an das Lebensgefühl der Volksrepublik-Zeit (PRL).
Für Fotografen und Liebhaber des Modernismus ist er eines der interessantesten Bauwerke in Breslau. Seine monumentale Form und der regelmäßige Rhythmus der Fenster erinnern an die Projekte von Le Corbusier – allerdings mit einem lokalen schlesischen Charakter.
Der Mrówkowiec heute
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Errichtung erfüllt das Gebäude weiterhin seine Wohnfunktion und gilt als der längste Wohnblock Breslaus. Es ist ein lebendiges Denkmal der Stadtplanung der 1960er-Jahre – eine Erinnerung an die Zeit, als Städte nach der Idee der „großen Gemeinschaft“ gebaut wurden.
Ein Besuch lohnt sich – besonders für alle, die sich für modernistische Architektur oder die Nachkriegsentwicklung Breslaus interessieren.
Anfahrt
Der Mrówkowiec befindet sich in der Drukarska-Straße 31–47 im Stadtteil Krzyki. Vom Stadtzentrum aus erreicht man ihn mit den Straßenbahnen 2, 6 oder 7 (Haltestelle Gajowicka / Kamienna) oder mit den Bussen 125, 134 und 144. Von der Haltestelle sind es etwa fünf Minuten zu Fuß.
Praktische Informationen
- Adresse: Drukarska-Straße 31–47, Breslau (Krzyki)
- Architekt: Ing. Leszek Zdek
- Baujahre: 1965–1967
- Wohnungen: 801
- Bewohner: ca. 2 500
- Länge: 235 m
- Stil: Brutalismus / Sozialmodernismus
- Kuriosum: In den 1960er-Jahren befand sich auf dem Dach eine Sonnenterrasse für die Bewohner







